Plattentektonik-leicht gesagt!
Dieser Weihnachtsblog ist Alfred Wegener gewidmet, dem deutschen Meteorologen, der 1912 die Theorie der Plattentektonik aufgestellt hat. Zu seinen Lebzeiten hat er die Fachwelt nicht überzeugen können, dass die Platten der Gesteinshülle (Lithosphäre) der Erde wie Teile eines riesigen Puzzles umhertreiben und dabei im Lauf der Erdgeschichte große Entfernungen zurückgelegt haben. Heute wissen wir, dass Wegener Recht hatte. In der Tat ist die Bewegung von zwei Platten der ozeanischen Lithosphäre, der Philippinischen und der Pazifischen Platte, der letztendliche Grund für unsere Expedition. Sie treiben nämlich hier im westlichen Pazifik aufeinander zu. Wo sie sich begegnen, taucht die dichtere Pazifische Platte unter die Philippinische (hier wird ein Teil davon auch Marianen-Platte genannt) Platte in den in tieferen Abschnitten zähplastischen unteren Erdmantel ab. Durch Wärme und Druck verändern die Minerale in der Pazifischen Platte dabei ihre Dichte und werden dichter und damit schwerer. Dadurch zieht sich die Platte selbst weiter in die Tiefe, was als Slab/Pull bezeichnet wird.
Die riesige Lithosphärenplatte hängt wie ein Lappen über 2000km tief im Mantel. Es wird sogar diskutiert, ob sie bis an den Erdkern heranreicht. Was so gesehen recht einfach klingt, ist in Wirklichkeit sehr kompliziert. Zum Beispiel treten aus der absinkenden Platte wässrige Lösungen aus und steigen in Spalten und Klüften nach oben, durch den Mantel und die Kruste der Philippinischen Platte. Wenn sie schließlich den Meeresboden erreichen, treten sie aus, wobei sich Lösungen mit dem Meerwasser mischen und mitgeführter Schlamm zur vulkanartigen Bergen aufgehäuft wird. Durch chemische Reaktionen in Erdmantel ist Serpentinit entstanden, der uns als grünlich-blauer bis tiefblauer Schlamm mit Stücken von veränderten Mantelgestein in den Bohrkernen aus dem Schlammvulkan entgegentritt. Serpentinit kann aber auch in Form grüner Kristalle vorliegen. In welcher Form auch immer: er ist das kennzeichnende Mineral der Serpentinit-Schlammvulkane westlich des Marianengrabens.
Sie sind es, wegen denen die JOIDES Resolution so weit draußen auf dem Pazifik in den Boden der Tiefsee bohrt. Im Bereich des Gipfels des Yinazao- (Blue Moon-) Seamount, den wir gerade untersuchen, sind es allerdings nur noch gut 3600m Wasser zwischen Schiff und Schlammvulkan, nicht mehr 10994 m wie im Marianengraben, wenige Kilometer östlich von uns. Alfred Wegener, der längst im “ewigen Eis” Grönlands seine letzte Ruhestätte gefunden hat, hätte jedenfalls seine Freude an dem Serpentinit-Schlamm, einem Zeugnis der Plattentektonik.