Co-Chief Karsten’s German Weekly Letter 7

(Blog posted for Karsten Gohl)

IODP Expedition 379 ins Amundsenmeer (Westantarktis) mit dem Forschungsbohrschiff JOIDES Resolution

Wochenbrief Nr. 7

4.3. bis 10.3.2019

 

Unerwartet ist dies schon der letzte Wochenbrief. Wir mussten die Bohrkampagne im Amundsenmeer am Donnerstag abbrechen, denn leider ereignete sich ein Unfall, bei dem ein Besatzungsmitglied verletzt wurde. Wie befinden uns seitdem auf dem Transit zurĂĽck nach Chile. Der Patient ist derweil in guter medizinischer Obhut unseres Bordarztes. In zwei Tagen werden wir an der Ăśbergabestation fĂĽr die medizinische Evakuierung eintreffen und drĂĽcken dem Patienten alle Daumen fĂĽr eine erfolgreiche Behandlung und baldige Genesung.

In den Tagen zuvor konnten wir das Bohrloch um weitere 100 m auf insgesamt 384 m vertiefen. Der Bohrfortschritt war mal wieder – das sind wir ja nun gewohnt – sehr langsam, weil uns Eisberge immer wieder zum Unterbrechen zwangen. Es dauerte dann jedes Mal zig Stunden, bis die Bohrkrone wieder auf Tiefe zum Weiterbohren gebracht werden konnte. Bei der letzten längeren Unterbrechung trieb uns der Eisberg zum Wahnsinn. Er bewegte langsam sich im Kreis und überquerte die Bohrstelle gleich zweimal.

 

Foto von einem der Radarbildschirme auf der Brücke. Die farbigen Punkte markieren die stündlichen Positionen von Eisbergen im Umkreis von 20 km um das Schiff. Zum dritten Mal zwang uns der gleiche Eisberg (in Schiffsnähe) zum Unterbrechen (Foto: Adam Klaus).

 

Johan untersucht eine Sediment-probe nach Vorkommen von fossilen Radiolarien (Strahlen-tierchen), eine der wichtigen Mikrofossilien fĂĽr die Alters-bestimmung dieser Sediment-formation (Foto: K. Gohl).

 

Die Bohrungen an der zweiten Bohrstation U1533 (ASRE-09A) waren ebenfalls von Erfolg gekrönt, auch wenn wir die angestrebte Gesamttiefe nicht mehr erreichen konnten. Da die Sedimentabfolgen im Vergleich zur vorherigen Bohrstation hier am Fuße der Drift dichter aufeinanderliegen, haben wir insgesamt die gleichen Schichten erbohrt und sind in das obere Miozän gekommen. Anders als man erwartet, sehen wir hier teilweise große Unterschiede in den Sedimenten der gleichen stratigraphischen Schichten, was auf sehr unterschiedliche Sedimentationsbedingungen hindeutet, obwohl wir nur 60 km von der ersten Bohrstelle entfernt sind. Aber nur wenige Kilometer weiter westlich befindet sich eine schmale Tiefseerinne am Meeresboden, deren Verlauf man bis zum unteren Kontinentalhang verfolgen kann. Von dort stammt ein Teil der Sedimente, die wir an dieser Sedimentdrift finden. Auch wenn wir aufgrund der Eisbedingungen in dieser Saison leider nicht auf den Schelf gekommen sind, so lässt sich aus den Abfolgen der Sedimente an unseren Bohrstationen ablesen, wann sich der westantarktische Eisschild in den Kaltzeiten bis auf den äußeren Schelf ausgebreitet hat und wann er sich in den Warmzeiten zurückzog.

Im Wochenbrief Nr. 4 schrieb ich von der Begegnung mit dem russischen Forschungsschiff Akademik Karpinsky. Die Kollegen dort haben inzwischen ihre geophysikalischen Vermessungen im westlichen Amundsenmeer erfolgreich abgeschlossen und erklärten sich auf Bitte von uns kurzerhand bereit, auf ihrer Rückfahrt unsere Tiefseerinne mit ihrem Fächersonarsystem zu vermessen und uns die Daten anschließend zur Verfügung zu stellen. Denn sie wissen, wie wichtig diese Daten für unsere Analysen der Bohrkerne sein können. Diese Art der gegenseitigen unbürokratischen und spontanen Unterstützung in der Antarktis begeistert uns Polarforscher immer wieder.

 

Dieser Sedimentkern aus dem Pleistozän besitzt deutliche Abschnitte mit Ablagerungen aus Glazial- und Interglazialzeiten. Johann, Claus-Dieter, Ellen und Christine diskutieren intensiv darüber (Foto: K. Gohl).

 

Eine Bohrexpedition mit der JOIDES Resolution ist ein phantastisches wissenschaftliches Erlebnis. Wir danken Kapitän Jake Robinson und seiner Besatzung, der Drill Crew sowie den Technikern und dem Management von IODP ganz herzlich, dass diese Bohrkampagne für uns möglich gemacht werden konnte und wir dabei so gut betreut und verpflegt worden sind.

Ich möchte mich hiermit auch im Namen der Kolleginnen und Kollegen von Euch/Ihnen verabschieden und mich für das Interesse an den wöchentlichen Berichten bedanken.

 

Mit herzlichen GrĂĽĂźen

Karsten Gohl

Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum fĂĽr Polar- und Meeresforschung (AWI)

 

Offizielle tägliche und wöchentliche operative und wissenschaftliche Berichte der Expedition:

http://iodp.tamu.edu/scienceops/sitesumm.html

Offizielle Webseiten mit Medien-Links und Blogs zur Expedition:

http://iodp.tamu.edu/outreach/expeditions/amundsen_sea_ice_sheet_history.html

https://joidesresolution.org/expedition/379/

https://joidesresolution.org/karsten-letters/  (alle deutschsprachigen Wochenbriefe)

Author:
N Kurtz
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Outreach Manager
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